Ok, ich gebe es zu. Der Titel ist bewusst etwas provokativ gewählt. Kann ich meinen Blitz getrost zur Seite legen, weil nur Anfänger blitzen? Nein nein, so ist das ganz und gar nicht gemeint. Was ich jedoch mit dieser Aussage meine, ist dass Lichtsetzung tausend mal wichtiger ist, als sich mit der Technik auszukennen. Viele sind der Meinung, dass sie sich zu wenig mit der Technik auskennen, und deswegen nicht gut im Fotografieren sind. Klar, du solltest deine Kamera beherrschen und wissen, was sie tut. Genauso solltest du das Licht beherrschen und wissen, wie es sich in gewissen Situationen verhält. All das ist tausend mal wichtiger, als zu wissen, WIE der Blitz funktioniert.
Lass den Gedanken los, die Technik sei das Wichtigste. Schau dein Model an. Schau, wie die Schatten fallen und schau dir an, was passiert, wenn sich dein Model bewegt in verschiedenen Situationen. Schau, wo der Schatten und wo das Licht fällt. Schau ihr in die Augen. Nimm zu Beginn nur dich, dein Model und deine Kamera. Sonst nichts. Kein Blitz, keine künstliche Lichtquelle. Nur deine Augen und dein Gefühl. Dann hast du alles, was du brauchst. Perfekt zum Üben und Ausprobieren. Du musst nicht blitzen können, um gut zu sein. Viele fotografieren jahrelang mit Available Light, ohne jemals wirklich einen Blitz genutzt zu haben. Für sie zählt der Lichteinfall. Ist das Licht weich? Ist es hart? All das kann man auch mit dem natürlichen Licht erzeugen. Und wenn man dir dann irgendwann einen Blitz hinstellst, weißt du trotzdem ganz genau, WIE das Licht sein soll. Du weißt zwar nicht zwingend, wie du diesen einen Blitz einstellst, aber mit ein bisschen rum probieren und schauen bekommst du auch das hin. Solange du dich auf den Lichteinfall konzentrierst, ist der Rest Nebensache. Das kommt von ganz alleine!
Licht ist Licht. Egal, ob es aus einem Blitz, einem Reflektor, einem Dauerlicht oder vom Himmel kommst. Einzig und allein der Lichteinfall und dessen Intensität zählt.
Vergiss aber bitte trotzdem nicht: Wenn du für einen Auftrag gebucht bist, bei dem du einen Blitz einsetzen musst, bitte bitte setz dich dann vorher mit der Technik auseinander. Es bringt am Ende ja nichts, wenn du weißt, wie das Licht sein soll, aber nicht, wo es angeht ;)
Liebe Grüße, Nina
Stimmt, er muß nicht Blitzen können. Wer aber was von LIcht und Lichtsetzung versteht kann auch Blitzen. Ein Blitz hat eigentlich nur 2 wichtige Funktionen die man bedienen können muß.
1. der Aus-und Ein-Schalter
2. die Heligkeit
der Rest ist Lichtsetzung
LG Steffen
Wow, sind das schöne Bilder! Besonders das zweite haut mich vom Hocker! Dein Model ist aber auch unheimlich hübsch und der Ausdruck ist wunderschön!
Man kann auch genauso gut sagen,ein guter Fotograf braucht auch kein Photoshop :-) Wobei man da heute auch nicht mehr vorbei kommt .
Ansonsten sollten man natürlich als guter Fotograf auch was vom Blitzen verstehen.
Genau über das Thema habe ich vor ein paar Wochen auch geschrieben! Im Herbst letzten Jahres hatte ich einmal wieder ziemlich Lust darauf zu blitzen. Ich habe 2-3 Shootings nacheinander komplett geblitzt. Das ist natürlich auch immer mit dem Aufwand verbunden, ein Stativ mit Softbox etc herumzuschleppen und auch für Aufbau muss man mehr Zeit einplanen.
Ein Bekannter meinte nach diesen Shootings, ob wir spontan in einer verlängerten Mittagspause fotografieren gehen – ich hatte Lust, allerdings hat die Zeit nicht ausgereicht, großartig einen Blitz aufzubauen. Also bin ich nur mit der Kamera losgezogen und habe mich auf das beschränkt, was bereits da ist. Was soll ich sagen? Es war einfach völlig „befreiend“, einmal wieder ohne Blitz zu arbeiten. Man ist in der Tat viel flexibler und kann so besser auf den Bildinhalt achten (und nicht nur darauf, ob die Blitzposition, Stärke, etc passt).
Mittlerweile reduziere ich mich öfter absichtlich einmal und nehme wirklich nur die Kamera mit. Ich kann diese „Technik“ jedem Technikfreak nur wärmstens einmal empfehlen! (Wobei ich es natürlich auch immer einmal wieder richtig mag, available light mit einem knackig gesetzten Blitzlicht zu kombinieren!)
Gruß,
Markus
Ein toller Beitrag! Dass deine Bilder wirklich sehr schön sind, bekommst du ja sowieso oft genug zu hören, denke ich! Aber dieser Beitrag spricht mir mittlerweile au der Seele. Angefangen bin ich mit dem lernen der Blitztechnik und habe dann nur mit Blitzen fotografiert, es war anfangs leichter für mich, mich mit der Technik auseinander zu setzen als das Licht einzuschätzen und „wahrzunehmen“. Mittlerweile hat es sich bei mir stark verändert, so dass ich reglerecht Available Light Situationen suche um nicht unbedingt zu blitzen. Ich denke hätte ich mich anfangs erst mit dem Licht allgemein beschäftigt, als auf meine Blitzsetups vertraut, hätte ich gerade zu Anfang meiner prof. Fotografie es deutlich leichter gehabt. Anfangs hatte ich Angst Outdoor mit Kunden zu shooten, da ich keinen mobilen Studioblitz hatte und bedenken hatte, dass es dadurch nicht professionell genug sei!
Liebe Nina… alle Achtung vor deinen gefühlvollen Bildern. Ich bewunder sie schon eine ganze Weile. Im Prinzip gebe ich dir Recht mit dem was du schreibst, viele Anfänger und Freizeitfotografen sollten die Dinge so sehen und ebenfalls viele weltberühmte Fotografen sehen die Dinge so wie du und können es sich meist auch erlauben. Im klassischen Berufsalltag eines Fotografen egal ob Hochzeit, Reportage oder Werbung sieht die Welt leider anders aus. Ich persönlich finde die Qualität von natürlichem Licht wesentlich besser und wenn ich kann nutze ich es. Wenn du aber einen terminierten Auftrag zu erfüllen hasst und irgendwie scharfe Bilder abliefern musst, dann kommst du an wirklich fundamentalen Kenntnissen zum Thema Blitzlicht leider nicht vorbei. Oft muss man sich gerade in der gewerblichen Fotografie den Gegebenheiten unterwerfen auch wenn es draußen regnet. Einer Firma die dir gerade 50 Angestellte zum Ablichten organisiert hat ist froh das alles koordiniert ist. Ebenfalls chancenlos ist man dann, wenn man zb. an 5 unterschiedlichen Terminen im Jahr fotografiert und alles wie „aus einem Guss“ aussehen muss. Stelle die einmal ein Hochzeitspaar vor, das Monate im voraus alle Termine planen muss und dann regnet es Bindfäden. Es gibt unzählige Beispiele dafür und das schlimmste ist, das du bei Auftragsannahme und Organisation nicht einmal wirklich weißt was dich erwartet. Kunden welcher Art auch immer erwarten gewisse Fähigkeiten wenn man einen Auftrag annimmt. Wenn du dann auch nur mit der kleinsten Unsicherheit zu deinem Equipment arbeitest merkt der Gegenüber es sofort und wird ebenfalls unsicher. UND, das ist das schlimmste, man kann sich nicht mehr auf das Model konzentrieren. lg
Ich bin auch Berufsfotografin und habe schon so einige Situationen Mit Available Light gelöst ;) Klar gebe ich dir Recht – wenn Blitz vereinbart ist, sollte man es können. Wenn man es verkauft, muss man es 100 prozentig können.